Ich antworte nachfolgend auf eure Fragen und Beiträge.
Er will ja irgendwie in der Wissenschaft bleiben und nah am Gehrin..
Damit fallen große Teile der Industrie weg. Vllt. geht in der Pharma irgendwas? Bin selbst Migraene-Patient und das scheint wohl noch nen sehr offenes Feld zu sein, insbesondere bei der medizinischen Behandlung.
Müssten so firmen wie biontech nicht auch ne richtige Forschung haben?
In den Pharmabereich kann ich nicht gehen. Denn ich habe absolut keine Ahnung von dem Wissen das in diesem Bereich notwendig ist. Für Pharma hätte ich bereits zu Beginn der Karriere in Richtung Molekularbiologie oder so einschlagen müssen. Ich arbeite im Bereich Neuroimaging, das ist etwas komplett anderes.
Sicherlich, aber ist halt die Frage was die für Methoden nutzen und ob das die Art ist die er in der Hirnforschung als Handwerk lernt.
Grundsätzlich ist das alles learning by doing. Neuroimaging ist primär die Analyse von Zeitreihen. D.h. wenn du da viel lernst kannst du auch Zeitreihen des Finanzmarktes analysieren oder so.
Leider ist es auch in Deutschland bzw. Europa immer noch so, dass das Risiko für Forschung erst einmal beim Staat liegt - Organisationen treten erst später (mit finanzieller Unterstützung) in Erscheinung. Ob sich das inzwischen wandelt oder gewandelt hat vermag ich nicht zu beurteilen.
Ich verstehe es so, dass er Grundlagenforschung macht, sowas bezahlen die Konzerne meistens eher nicht, das überlässt man gerne "gratis" den Unis. Da wird dann eher an konkreten Projekten mit Gewinnabsicht geforscht.
Der Großteil des Geldes kommt aus Steuergeldern. Aber die bekommt man vom Staat nicht einfach so geschenkt.
Ich musste z.B. für mein aktuelles Vorhaben einen Dreijahresplan entwickeln. Dieser wurde dann als Bewerbung eingereicht. Wenn der angenommen wird, z.B. bei der Deutschen Forschungsgemeintschaft, dann ist man erstmal für drei Jahre finanziert. Die Unis haben gar keinen Geld um einen zu bezahlen, sondern man muss sich als Wissenschaftler selbst um das Geld kümmern von dem alles, inklusive das eigene Gehalt, bezahlt wird. D.h. nach spätestens 2 Jahren muss man den nächsten Plan entwickeln und hoffen, dass man wieder für 2-3 weitere Jahre finanziert wird.
Das ist übrigens auch so verrückt: "geplante Forschung" – so als ob man bei Grundlagenforschung alles genau planen könnte. Es ist aber zum Glück so, dass alle Beteiligten wissen, dass der Plan eventuell später etwas geändert werden kann ohne das man gleich Probleme bekommt. Es ist trotzdem verrückt was das für ein Aufwand ist eine gute Bewerbung zu schreiben die auch Chance auf Annahme hat. Meine letzte war mit allem drum und dran ca. 23 Seiten lang und ich habe 3 Monate dran gefeilt bis alles optimiert genug war.
Hier muss man erklären:
- An was forscht man? Wie sieht die aktuelle Literatur bzw. der Forschungsstand dazu aus? Was hat man selbst dazu publiziert?
- Was ist für die drei Jahre genau geplant? Keine groben oder abstrakten Pläne, hier muss im Detail aufgezeigt werden was man machen möchte.
- Was spricht dafür, dass man den Plan auch einhalten kann? Reicht die Expertise? Sind die Ziele realistisch?
- Was kann man mit den Ergebnissen anfangen?
Wer liest sowas? Beispielsweise die DFG schickt so eine Bewerbung dann an 2 oder 3 andere Wissenschaftler aus der Szene raus und lässt sich von denen Gutachten über die Bewerbung schreiben. Mit darauf basierend wird dann entschieden ob man finanziert wird oder nicht. Kann man je nach Gutachter also auch viel Glück oder Pech haben. Und die haben auch alle keine Zeit. D.h. man muss komplizierte Sachverhälte trotzdem wie eine Geschichte irgendwie spannend erzählen, am besten so, dass der Gutachter, wenn er sich abends Müde auf der Couch deine Bewerbung durchliest dem Inhalt immer noch folgen kann. Es ist eine Kunst sowas so zusammenzufassen und man schreibt das dann mit Kollegen, schickt sich Verbesserungen des Antrags zigmal hin und her, überlegt wie man den noch weiter feintunen kann, baut extra Grafiken nur für den Antrag, usw usf.