Ich dachte immer der Prescott hätte im Gesamten eine deutlich schlechtere IPC als der Northwood.
Eigentlich hat er das auch. Es wurde ja damals nicht umsonst in den meisten Reviews getitelt, dass der Prescott eher ein Rückschritt war und die Launch Reviews zeigen das meist auch mit einem sehr durchwachsenen Ergebnis.
Siehe z.B. sowas:
Lange mussten wir auf ihn warten, jetzt ist er endlich da: Der neue im 90 nm Prozess gefertigte Prescott und Nachfolger des aktuellen Pentium 4. Was kann er?
www.computerbase.de
oder das:
Der Pentium 4 3,40E GHz mit Prescott-Kern wurde zwar im Februar zusammen mit anderen Modellen vorgestellt, war bislang jedoch nicht verfügbar. Wir konnten ihn nun zumindest testen.
www.computerbase.de
In anderen Portalen ist das Bild ähnlich. Es ist ein bisschen Rangelei darum wer mal ein paar % vorne liegt und wer ein paar % zurück liegt. Für mehr als die doppelte Anzahl Transistoren – wo natürlich die meisten auf den Cache fallen – einem Shrink und weiteren Architekturverbesserungen zusammen mit dem damals deutlich höheren Stromverbrauch ist das tatsächlich eher dürftig was Intel da geliefert hat und kann aus meiner Sicht eher als "Feldtest" der Architektur gesehen werden um auf 775 mit höherem Takt wenigstens etwas Abstand aufzubauen zum 478er Lineup.
Was ich mir aber vorstellen könnte: der Prescott hat ja diverse Verbesserungen erfahren, die die FSB Bandbreite besser ausnutzen sollen. z.B. wurden ja die Write Combining Buffer von 6 auf 8 erhöht und die Store Buffer sind auch von 24 auf 32 gestiegen. Hyperthreading hat die doppelte Menge an Outstanding Loads bekommen von 4 auf 8 um dort die Effizienz zu steigern. Das zusammen mit den Buffererhöhungen, was den FSB effizienter ausnutzen sollte könnte natürlich hier im Testszenario dazu führen, dass der Prescott mit seinen Architekturverbesserungen vom erhöhten FSB etwas profitiert, mehr als es damals in den Tests mit Default FSB der Fall war.
Dass der FSB bei den P4 schon zu Northwood Zeiten massiven Einfluss hatte, ist ja bekannt. Ein 2,4C mit 12x250 performt deutlich besser als ein 3,0C default @ 15x200. Da reden wir mal eben über zweistellige Zuwachsraten in der Gesamtperformance.
Und was halt auch auffällt ist, dass der Prescott mit steigendem Takt den Abstand nicht gleichmäßig ändert. Wenn man den 3,4GHz Test oben liest, sieht man z.B. in den 3D Mark Scores bei 2,8C vs. 2,8E noch einen Unterschied von etwa 230 Punkten zu Gunsten des Northwoods, bei 3,4C vs. 3,4E sind es nur noch 135 Punkte Unterschied. In den Rendering Tests z.B. sieht es ähnlich aus, der Abstand klafft höher bei den niedrigeren Taktraten.
Vielleicht reicht das dann hier schon um die "Effizienz" des Prescotts zu seinen Gunsten zu kippen durch die Kombination mit FSB und doppeltem Cache.
Wenn ich mal die Zeit über habe, mache ich mir mal die Mühe und lasse die alle mal gegeneinander antreten, auch mit ihren verschiedenen Steppings und teste dann auch mal wie stark sich FSB Anhebungen im Vergleich der beiden Kerne auswirken. Habe alle CPUs und Steppings hier, von den frühen Northwoods, die Extreme Edition und auch alle Prescott Steppings bis zum G1.
Für irgendwas müssen die knapp 360 Pentium 4 CPUs ja gut sein
