Gilt das auch für die 6,3V 470µF Varianten bei KEMET?
Zwar absolut gesehen in geringerem Maße, aber relativ gesehen ja.
Wir hatten ja das Thema der Streuung bei den Kemet A75x 6,3V 820µF, so dass du zu den 10V und 16V Varianten geraten hattest.
...wie bei den 1000ern / 1500ern / 2200ern... ich setze und empfehle meistens die 16V Varianten weil die 6,3er fast durch die Bank etwas zu optimistisch angegeben sind und die Kondensatoren, die sie ersetzen sollen, nahezu ausnahmslos zu konservativ. Beispiel: einen 1500er MBZ mit lt. Datenblatt ESR26 zu finden ist gar nicht so einfach

Die liegen reell meist irgendwo zwischen 10-15 als sie neu waren oder wenn sie noch in gutem Zustand sind. Ich hatte hier mal irgendwann eine Messreihe zu den HM glaube ich geteilt. Der Großteil liegt da deutlich unter den Datenblattangaben.
Es kann dann vorkommen, dass das mit dem 6,3er KEMET gerade so die Grenze ist was noch funktioniert oder halt eben nicht mehr, wie ich bei vielen Boards und GPUs schon feststellen musste. Das variiert von Board zu Board tlw. deutlich. Ich habe z.B. ein Paar NF7 hier, die mit A750 als Ersatz für die 1000er MBZ nicht laufen wollen, auch nicht mit 16V Varianten. Da muss ich tatsächlich in beiden Fällen mit extrem straffen RNL anrücken mit einstelligem ESR damit da überhaupt Leben in die Boards kommt. Die MBZ der beiden melden im Messgerät zwischen ESR8-ESR10!
Weil das halt immer mal wieder vorkommt und meine Empfehlungen darauf abzielen, dass sie mit möglichst allen Ausreißern laufen sollen, gehe ich bei denen wo es bekannt ist, dass das grenzwertig ist, eben auf Nummer sicher. Es kommt immer darauf an was ersetzt wird, wie viel besser die wirklich sind und ob man dann das "Risiko" mit 6,3ern eingehen kann oder man direkt auf die 16er setzt um sicher zu sein. Im Falle des NF7 z.B. habe ich meine Liste zur Empfehlung mehrfach angepasst, weil was bringt es, wenn die Liste für 95% der Fälle funktioniert, aber 5% der User sind am Ende gefrustet oder vermuten den Defekt der Hardware, nur weil die Caps zu grenzwertig ausgesucht waren.
Es kommt halt auch immer darauf an, was du ersetzt. Im Einzelfall betrachtet könnte ich dir mit gutem Gewissen z.B. für einen Sanyo WG mit 1200µF in 8x16 ganz klar sagen, dass ein 1200er A750 mit 6,3V hier wunderbar ausreicht, der 1500er in 8x20 ist aber ein ganz anderes Kaliber, da wäre ein 6,3er echt grenzwertig und keine Empfehlung die ich jeden Tag unterschreiben würde, einfach weil die 1500er WG im Schnitt so viel besser sind als sie auf dem Papier stehen haben.
Das ist halt das, was ich immer und immer wieder sage: Pauschalisierungen sind extrem schwierig, es gibt zwischen den Serien und Herstellern trotz gleicher Kondensatorklasse tlw. deutliche Unterschiede und da kommt es halt einfach auch immer viel auf Erfahrung an um daraus am Ende für alle die bestmöglichen Schlüsse / Ersetzungen zu ziehen.
Mir ist jetzt bei den OST RLP 16V 100µF aufgefallen, dass in der Recap Datenbank oft statt 16V auf die 25V (ESS107M025AE2AA) gesetzt wurde.
Ist das ebenfalls einer ungewollten Streuung oder nur der Verfügbarkeit geschuldet?
RLP in 100µF bei 16V gibt es nicht und in 25V wären die ESS deutlich zu schlaff. Kann es sein, dass du
RMH meinst? Das ist eigentlich die ESS Kategorie.
Ob jetzt hier die 16V oder 25V Variante gesetzt wird, wurde nach aktueller Mouser Verfügbarkeit entschieden. 110mA und 120mA erfüllen beide die Bedingungen hier und mir sind keine ausschlaggebenden Abweichungen hier bekannt. Wir reden hier ja auch von GP Caps, die sind naturgemäß mit weiteren Toleranzen gefasst, genau wie die Schaltungen in denen sie sitzen. Da musst du dir innerhalb einer Stufe um Streuungen keinen allzugroßen Kopf machen, solange die restliche Charakteristik passt.
Sind die KEMET ESH... , ESC... nur Alternativen und Ausweichmöglichkeiten gegenüber ESS bzgl Verfügbarkeit, wie bei A750 die A759 und A755, oder muss man da übel vorsichtig sein?
Naja schau, die 100er RMH in 16V messen 6,3x
7mm, 95mA Ripple.
Ich versuche halt möglichst den Original Bauraum einzuhalten, damit es allgemeinkompatibel ist, also landen wir bei 7mm Höhe und kleiner automatisch beim ESS oder ES5, wobei die ES5 mit 85mA Ripple nicht geeignet wären. Nächstmögliches Match wären dann halt die beiden ESS.
- ESH.... ja könnte man machen, sind aber halt 11mm Bauhöhe. Technisch kein Problem, solange es passt, aber halt größer als Original, daher keine Allgemeingültigkeit.
- ESC... würde ich nie einen RMH mit ersetzen, GP ersetzt man nicht mit Low-ESR. Kann gut gehen, muss aber nicht. Unnötiges Risiko.
- ESY & ESL... wären noch mehr daneben vom ESR gesehen, macht keinen Sinn.
- EST... ist auch eher ein Low-ESR Typ, wenn auch nicht ganz so straff wie ESY und ESL.
- ESW... ist prinzipiell noch ein GP Cap und könnte als absoluter Notnagel genommen werden, kommt aber mit einer etwas anderen Charakteristik in der Auslegung, da der ESW eigentlich mehr für HF gedacht ist, somit wäre das keine wirklich grandiose Ersetzung für einen reinrassigen GP wie dem RMH.